In Deutschland werden aktuell ca. 100.000 terminal niereninsuffiziente Dialysepatienten betreut, die zunehmend mehr pflegerische Unterstützung benötigen. Lediglich ca. 5% erhalten ein häusliches Dialyseverfahren, vorrangig Peritonealdialyse. Aufgrund der fehlenden leistungsrechtlichen Regelungssicherheit der assistierten Dialyse wird diese Therapieoption nur im Einzelfall zugängig gemacht. Diese Patientengruppe ist gekennzeichnet durch hohes Alter und komplexe Krankheitsbilder mit eingeschränkter Selbsthilfefähigkeit. Aufwendige und teure Transporte zur Behandlung im Dialysezentrum sind die Konsequenzen. Obwohl ca. 70% dieser Patienten medizinisch für ein Peritonealdialyseverfahren geeignet wären, insbesondere Patienten mit kardialer Begleiterkrankung (ca. 40%) sogar von diesem Verfahren profitieren würden, werden häusliche Dialyseformen nicht angeboten, weil die dafür benötigten Strukturen und die entsprechend geregelten Leistungsvergütungen fehlen. Neben der Versorgung in der Herkunftshäuslichkeit und in betreuten Wohnformen durch ambulante Pflegeanbieter, können auch Patienten mit intensivbetreuungspflichtigen Erkrankungen in eigens dafür vorgesehenen qualifizierten Wohnformen ambulant und stationär betreut werden.
Lebensqualität, Selbstbestimmung und das schonendere Dialyseverfahren der Peritonealdialyse stellen einen deutlichen Mehrwert für die Patienten dar.
Aus gesundheitsökonomischer Sicht erscheint es anhand der internationalen Erfahrungen und auf Basis der aktuellen Studienergebnisse zielführend, durch vereinfachte verfahrens- und genehmigungsrechtliche Bedingungen die Zunahme der Peritonealdialyseverfahren von derzeit 7% auf ca. 20% im Versorgungsanteil sicherzustellen. Entsprechende Kostenvergleichsrechnungen der assistierten PD auf der Basis von gesundheitsökonomischen Bewertungen lassen ein signifikantes Einsparpotential von 12.000 € pro Fall und Jahr im Vergleich zur Zentrumsdialyse insbesondere aufgrund einer Reduzierung kostenintensiver Transporte bei besserer Prozessqualität erkennen. Die hohen Transportkosten für dialysepflichtige beatmete Patienten finden in dieser Betrachtung noch keine Berücksichtigung.
Basierend auf dem Modellprojekt in Berlin konnte gezeigt werden, dass die assistierte häusliche Dialyse eine Alternative zur Zentrumsdialyse darstellt. Die Patienten konnten ihren Tagesrhythmus selbst bestimmen, organisieren und einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität erzielen. Auch andere Regionen in Deutschland berichten über ähnlich erfolgreiche Kooperationen zwischen Patienten, Pflegeanbietern und Dialyseteams. Eine Etablierung des Netzwerkes NADia ist derzeit bundesweit zu verzeichnen.
Mehr Informationen unter: https://nadia-netzwerk.de/