Welche Dialysearten gibt es?

Hämodialyse (HD)

In Deutschland überwiegt mit 90-95% die Hämodialyse (HD). Dabei wird direkt an den Blutkreislauf eine „künstliche Niere“(= Hämodialysator) angeschlossen, die zwar keine optische Ähnlichkeit mit den richtigen Nieren hat, aber in gewissen Grenzen deren Funktion nachahmen kann. Allerdings entspricht ihre Entgiftungskapazität nicht mehr als 10–15% gesunder Nieren.

Der Hämodialysator besteht aus einem System mehrerer Kunststoffmembranen, an denen das gerinnungsunfähig gemachte Blut mittels einer Pumpe vorbeigeführt wird. Auf deren anderen Seite befindet sich eine Salzlösung, in welche die Schlackenstoffe durch den Konzentrationsunterschied übertreten. Zusätzlich wird Wasser abgepresst („Ultrafiltration“). Eine Maschine überwacht den genauen Ablauf, die Funktionen, Temperatur, Blutdruck u.a. Parameter. Die Prozedur dauert 3–5 Stunden und benötigt etwa 120 l Wasser.

Heute gibt es in fast allen Städten Dialysestationen, in denen die Blutwäsche ambulant erfolgt. Der Patient kann also danach sofort wieder nach Hause gehen. Wenn die technischen, räumlichen und vor allem die persönlichen Voraussetzungen es gestatten − was gelegentlich der Fall ist − kann die Dialysebehandlung auch zu Hause durchgeführt werden (Heimdialyse). Das verringert die persönliche Belastung oft deutlich. Urlaubsreisen sind für Dialysepatienten heute grundsätzlich möglich. In vielen größeren Touristenzentren besteht die Möglichkeit einer Dialysebehandlung. Diese muss allerdings rechtzeitig vorher organisiert sein.

Peritonealdialyse (PD)

Bei der Peritonealdialyse wird das Bauchfell (griechisch: Peritoneum) des Nierenkranken als natürlicher Filter eingeschaltet. Das Bauchfell übernimmt die Reinigungsaufgaben der funktionsgestörten Niere. Ähnlich einem künstlichen Filter kann das die Bauchhöhle auskleidende Bauchfell durch seine Poren bestimmte Stoffe hindurchlassen und andere zurückhalten.

Diese Eigenschaft des Bauchfells macht sich das Therapieverfahren der Peritonealdialyse zu Nutze. Die Dialyse findet direkt in der Bauchhöhle statt. Vor Beginn einer Peritonealdialyse-Behandlung wird ein dünner Schlauch, ein so genannter Katheter meist operativ in die Bauchhöhle gelegt. Damit wird ein zeitweiliger oder dauerhafter Zugang von außen in das Innere des Bauchraumes geschaffen. Das äußere Ende des Schlauches verbleibt sichtbar am Bauch.

Dort wird ein Beutel mit einer keimfreien Spüllösung (Dialyselösung) angeschlossen. Die Lösung wird in die Bauchhöhle geleitet, um dort über das Bauchfell den Blutgefäßen Giftstoffe zu entziehen.

Zusätzlich sorgt ein Zuckeranteil in der Dialyselösung dafür, dass überschüssiges Körperwasser in die Bauchhöhle gesogen wird. Vier bis acht Stunden später wird die „verbrauchte“ Lösung – das so genannte Dialysat – zurück nach außen in einen Auslaufbeutel am Schlauch geleitet. Sie ist jetzt angereichert mit Stoffwechselabbauprodukten.

Bei der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD) wird dieser Vorgang fortlaufend wiederholt (individuell vier- bis sechsmal täglich). Bei der apparativen Peritonealdialyse (APD) übernimmt eine Maschine (Cycler) den Beutelwechsel, der in der Regel nachts automatisch durchgeführt wird.

Bei der Peritonealdialyse ist es wichtig, auf größtmögliche Hygiene rund um die Katheteraustrittsstelle zu achten. Über den Katheter können Keime in die Bauchhöhle gelangen, die eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen können. Bei Einhaltung besonderer hygienischer Verhaltensmaßnahmen kann dies in der Regel aber vermieden werden. Alle Peritonealdialyseverfahren sind grundsätzlich ambulant und zu Hause durchführbar, die Betreuung und Überwachung erfolgt im Dialysezentrum.

Kontinuierliche Dialyseverfahren wie die Peritonealdialyse sind im Vergleich zu intermittierenden Behandlungsformen in der Regel schonender. Allerdings eignen sie sich nicht für alle dialysepflichtigen Patienten. In jedem Fall sollte der behandelnde Nephrologe gemeinsam mit dem Patienten bei einer anstehenden Nierenersatztherapie die Entscheidung treffen, welches Verfahren individuell am besten geeignet ist. Unterscheiden wird zwischen:

  • kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD)
  • automatische Peritonealdialyse (APD)
  • intermittierende Peritonealdialyse (IPD)
  • kontinuierliche zyklische Peritonealdialyse (CCPD)
  • nächtliche intermittierende Peritonealdialyse (NIPD)
  • Kombination von CAPD und NIPD (PD plus).

 

Dialyse zu Hause

Die Voraussetzung für die Dialysebehandlung zu Hause ist unabhängig von der Therapieform – Heim-Hämodialyse oder Peritonealdialyse – die medizinische Stabilität des Patienten. Von zentraler Bedeutung sind außerdem die Motivation und die Fähigkeit, selbstständig für sich zu sorgen und den Umgang mit dem Dialyseverfahren und gegebenenfalls dem Dialysegerät zu erlernen. Der große Vorteil der Heimdialyse ist die enorme Flexibilität und zeitliche Unabhängigkeit, die sie dem Patienten ermöglicht. Die Dialysebehandlung kann ganz individuell dem Lebensstil und den beruflichen Notwendigkeiten angepasst werden. Hinzu kommt, dass die erhöhte Eigenverantwortung im Rahmen der medizinischen Behandlung für mehr Zufriedenheit beim Patienten und damit zu zusätzlichem Wohlbefinden und für mehr Lebensqualität sorgt. Prinzipiell eignen sich für eine Behandlung zu Hause beide Dialyseverfahren, sowohl die Hämodialyse als auch die Peritonealdialyse.

Bevor ein Patient seine Hämodialyse oder Peritonealdialyse als Heimdialyse selbständig zu Hause durchführt, wird er vom Dialysearzt und spezialisierten Pflegekräften geschult. Fast alle Dialysezentren bieten die Heimdialyse an. In diesen Zentren findet auch die Trainings zu Beginn der Therapie statt.

Die Heim-Hämodialyseschulung dauert individuell zwischen zwei und drei Monaten. Sinnvoll ist es, wenn die Heim-Hämodialyse mit Hilfe eines Partners erfolgt. Dies ist jedoch nicht zwingende Voraussetzung. Peritonealdialyse-Patienten erlernen vor und/oder nach der Katheterimplantation in einem mehrtägigen Training im Krankenhaus oder im Dialysezentrum die sichere Durchführung des Beutelwechsels und den richtigen Umgang mit dem Katheter.

Bei der Heim-Hämodialyse werden an die räumlichen Voraussetzungen gewisse Anforderungen gestellt: Es muss zu Hause genügend Platz für das Dialysematerial vorhanden sein (4-5 qm), die Anschlussmöglichkeiten für Wasser, Abwasser und Strom müssen überprüft und gegebenenfalls das Einverständnis des Vermieters eingeholt werden. Die Hämodialyse kann entweder im Wohnzimmer oder Schlafzimmer oder auch in einem eigenen Dialyseraum durchgeführt werden. Wer sich für die Peritonealdialyse entscheidet, muss ebenfalls darauf achten, dass ausreichend Platz zur Lagerung des notwendigen Verbrauchsmaterials vorhanden ist.

Die benötigten Materialien für die Heimdialysebehandlung werden im regelmäßigen Turnus angeliefert. Die Dialysezentren übernehmen die Organisation und tragen auch die für die Dialyse anfallenden Mehrkosten für Müllentsorgung und Energie sowie die Kosten für die dialysebedingten Installationen bei der Heim-Hämodialyse wie z.B. zusätzliche Strom- und Wasseranschlüsse.

Bei der Dialysebehandlung zu Hause ist es sehr wichtig, dass der Patient alle auftauchenden Probleme – ob medizinischer oder technischer Art – sofort seinem behandelnden Arzt meldet. Zudem wird dieser in einem definierten Turnus, der individuell auf die medizinischen Bedürfnisse abgestimmt ist, den Gesundheitszustand des Patienten im betreuenden Dialysezentrum kontrollieren. Außerdem wird natürlich das Dialysegerät regelmäßig gewartet. In dringenden Fällen steht ein technischer Dienst jederzeit zur Verfügung.